Fränkische Nachrichten
"Spiel mit der Wahrnehmung"Neue Ansichten
Wenn wir in den Wald gehen: Was sehen wir dann? Bäume? Holz? Oder den Wald vor lauter Bäumen nicht? Gehen wir überhaupt noch in den Wald? Stefan Soravia ist oft dort. Der Wald vor seiner Haustür, die Berge seiner Kindheit in Italien gehören zu seinem Atelier. Er ist ein Sammler, Finder und Querdenker, der den Blick schult für alles, was üblicherweise unter der Oberfläche verborgen bleibt, weil kaum einer so genau hinschaut. Aus Alltäglichem schält er das anerkennende Natürlich!, aus Vergessenem schafft er neue Reminszenzen. Seine Kunst – ein Spiel mit der Wahrnehmung. Seine Objekte – ein Spaziergang durch Natur, wie sie so vielleicht noch nie gesehen worden ist. Die Lauda-Fabrik-Galerie – der passende Rahmen. „Biographie. Natur“ heißt die Ausstellung, in der Stefan Soravia an die 30 Objekte aus den zurückliegenden Jahren seines Schaffens zeigt.
Ein Negativ vom Holz auf Stoff, die Schraffur eines wind- und wettergegerbten Steins, mit Bedacht arrangierte Relikte einer längst aufgegebenen Mine in den Dolomiten: Hier fängt sein Denken an. Der Betrachter darf neu, darf anders sehen lernen. Das Entstehen und Vergehen allen Natürlichens aus neuem Blickwinkel betrachten. Sich in die Biographie der Natur hineinlesen, die nicht auf den ersten Blick ihre Geheimnisse offenbart.
Wer in Stefan Soravias Biographie blickt, wird feststellen, dass der in Ulm geborene Künstler Graphik-Design in Pforzheim und in den 1980er Jahren Malerei bei Ben Willikens in Braunschweig studierte. Bald wurde Stefan Soravia Willikens Assistent, bis heute arbeiten die beiden eng zusammen, teilen sich ein Atelier. Ben Willikens stellte vor einigen Jahren selbst in der Lauda Fabrik-Galerie aus, so kam der Kontakt mit Stefan Soravia zustande. Die große Ausstellung zum Jahresausklang bestreitet nun der ehemalige Schüler, der einen Teil seiner Kindheit in den Dolomiten verbracht hat. „Die Polarität zwischen Technik und Kunst, die Lauda mit den Ausstellungen in der Fabrik-Galerie ermöglicht, finde ich ausgesprochen reizvoll“, sagt der Künstler. Nun wird er eigene Akzente setzen.
Variationen von Holz, bei dem das Innerste nach außen gekehrt ist. Ein Stein, dessen wettergegerbte Maserung im Negativ neue Ansichten eröffnet. Holzstücke, die als Relikte einer längst vergangenen Zeit neue Bedeutung gewinnen. Stefan Soravia zeigt in der Lauda Fabrik-Galerie natürliche Objekte, die den Blick für eine neue Wahrnehmung des Natürlichen schärfen.